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AutorenbildJulia Ramos

Abstraktes verständlich machen

Diesen Beitrag möchte ich mit einer Geschichte anfangen, um zu verdeutlichen, wie wichtig es ist, Abstraktes verständlich zu machen:

 

Es ist bereits dunkel und ein Zweibein isst ein Einbein, während es auf einem Dreibein sitzt. Da kommt aus dem Nichts ein Vierbein und der Zweibein schreit vor Angst laut auf. Es lässt sein Einbein fallen und der Vierbein klaut dem Zweibein sein Einbein und rennt damit in die Nacht davon.

 

Wie gut kannst du dir diese Geschichte vorstellen? Kannst du dich mit deinen Gefühlen und Gedanken in dieser Geschichte wiederfinden? Was ist für dich ein Punkt, den du mitnehmen möchtest? Es ist Dunkel und jemand hatte Angst. Aber was soll das jetzt bedeuten?

 

Die Geschichte ist für dich abstrakt, weil ich Wörter benutze, die für dich so keinen Sinn ergeben. Du verstehst einen Teil, aber nicht genug, um etwas mit der Erzählung anzufangen. Für mich ist die Geschichte absolut sinnig und vor allem auch lustig.

Lustig? Dunkel und Angst? Das passt nicht zusammen…

 

Gut, ich löse die Geschichte auf. Aber erst am Ende. Damit ich die Veranschaulichung des Abstrakten nicht hier schon kaputt mache. Wenn du die Geschichte verstehen willst, dann scrolle eben nach unten. Oder lass die Spannung bestehen und erfahre erst am Ende, um was es geht.

 

Mit der Geschichte möchte ich dir einen wichtigen Punkt veranschaulichen: Für mich ist die Geschichte logisch und lustig, weil ich sie verstehe. Für dich ist sie etwas verwirrend, weil sie zu abstrakt für dich ist.

 

Genau so geht es deinen Patienten und dir. Dir ist es absolut logisch, was du ihnen erklärst, aber ihnen fehlt das Verständnis, deswegen ist es für sie abstrakt.

Das birgt die Gefahr, dass deine Patienten nicht in der Art in die Umsetzung kommen, wie du es dir wünschst. Aus deiner Sicht hast du klar erklärt, warum es wichtig ist, dass sie gewisse Dinge machen, gewisse Nahrungsergänzungsmittel schlucken, aber für deine Patienten war das alles zu abstrakt.

 

Was kannst du denn jetzt anders machen? Wissen an sich ist nun mal abstrakt und deine Patienten werden selten in der Art in die Tiefe mit ihren Nachforschungen gehen, dass ihr auf demselben Wissenstand seid.

 

Du kannst das Wissen in den Alltag holen mit Veranschaulichenden und Beispielen.

Stell dir mal einen Autoverkäufer vor, der von seinem Interessenten erfahren hat, dass er nächsten Sommer mit der Familie im Auto nach Italien fahren will.

Der Autoverkäufer hat den Vorteil, dass er den Interessenten zu einem Auto bringen kann und sich dieser reinsetzen kann. Dann ist es ein leichtes, über die bevorstehende Reise nach Italien zu sprechen, wie die Kinder hinten sitzen und Filme anschauen. Wie geräumig der Kofferraum ist.

 

Du kannst deine Patienten nicht in ihrer Gesundheit sitzen lassen, aber du kannst ihre Vorstellungskraft anregen, indem du schöne Vergleiche findest, wie du gewisse Vorgänge im Körper beschreiben kannst.

Oder indem du mit ihnen ihren Alltagsablauf besprichst, um genau zu überlegen, wie sie deine Vorschläge umsetzen können.

Das kann so aussehen, statt das zu sagst, sie sollen sich eine Kanne Tee kochen und über den Tag verteilt trinken besprichst du mit ihnen, wann sie den Tee kochen könnten. Vielleicht gleich am Morgen, wenn sie die Kaffeemaschine anmachen?

Eine Handlung, die zwar völlig klar ist, aber ohne genaue Vorstellung davon, wann und/oder wie sie umgesetzt werden soll, bleibt auf gewisse Weise abstrakt.

 

Du kannst also durch das gemeinsame Gespräch mit dem Patienten feststellen, wann und wie sie deine Vorschläge in ihrem Alltag umsetzen können. Je genauer ihr das gemeinsam besprecht, desto realer wird der Vorsatz und die Wahrscheinlichkeit, dass er zur Handlung wird, wächst enorm an.

Ein weiterer Punkt, wie du dem Abstrakten entgegenwirken kannst, ist in dem du Vergleiche findest, mit denen dein Patient etwas anfangen kann.

An der Stelle möchte ich auch erwähnen, dass visuelle Hilfsmittel sehr dabei helfen, abstraktes verständlich zu machen. Ein Blatt Papier und ein Stift können schon reichen. Oder du erstellst dir selber Hilfsmittel, beispielsweise in Canva.

 

Es mag ein sehr großer Aufwand sein, dein Wissen visuelle aufzubereiten, oder dir Vergleiche zu überlegen, mit denen du deinen Patienten dein Wissen besser vermitteln kannst. Aber die Veränderung in eurer Zusammenarbeit und vor allem die Verbesserung der Gesundheit deiner Patienten ist dies sicherlich sehr wert.

 

Hier ist die versprochene Auflösung: Zweibein ist ein Mann. Einbein ist ein Hähnchenschenkel. Dreibein ist ein Hocker und Vierbein ist ein Fuchs.

Jetzt liest sich die Geschichte so:

Es ist bereits dunkel und ein Mann isst ein Hähnchenschenkel, während er auf einem Hocker sitzt. Da kommt aus dem Nichts ein Fuchs und der Mann schreit vor Angst laut auf. Er lässt sein Hähnchenschenkel fallen und der Fuchs klaut dem Mann sein Hähnchenschenkel und rennt damit in die Nacht davon.

 

Wenn dir der Beitrag gefallen hat, aber es für dich noch mehr in die Tiefe hätte gehen können, dann lade ich dich ein, dir meinen Podcast anzuhören. Dort erzähle ich mehr dazu, wie man abstraktes verständlich machen kann. Entweder du klickst auf den Button „Podcast“, der leitet dich zu Spotify, oder du gehst zu deinem bevorzugten Anbieter für Podcasts und suchst nach „Let’s talk about conversation by Julia“.

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